Lernmodul Information und Desinformation

Funktionen

1.1 Einleitung

Gerüchte, Verleumdung und Bildmanipulationen

Gerüchte, Halbwahrheiten und Mythen: Sie existieren seit Menschen sprechen, schreiben und malen. Viele erfundene Geschichten dienen der Inspiration, dem sozialen Zusammenhalt oder der Unterhaltung. Gefälschte Informationen, boshaft verbreitete Gerüchte und Propaganda werden mit dem Ziel eingesetzt, Macht auszuüben, Menschen zu betrügen oder zu verleumden. Weil Sie als Student:in an der Universität nicht nur Wissen produzieren, sondern auch konsumieren, ist es wichtig, diese Art von Information identifizieren zu können.
Beispielsweise wird die Fotografie seit ihrer Erfindung nicht nur als bildliches Beweismittel, sondern auch als Instrument eingesetzt, um die Wirklichkeit zu verfälschen.
Im digitalen Zeitalter sind nicht nur gefälschte oder irreführende Bilder und Texte leicht zu erstellen, sie können über das Internet auch sehr rasch verbreitet werden. Häufig wird behauptet, dass Menschen seit dem Aufkommen von Social Media vermehrt mit Falsch- und Desinformation konfrontiert sind als davor. Dies lässt sich jedoch nicht eindeutig nachweisen. Vielmehr bleibt es im Sinne der Aufklärung seit dem 17. Jahrhundert – gerade auch im Kontext von Wissenschaft – eine zentrale Aufgabe, auf Basis von Vernunft und Fakten den Tatsachen auf die Spur zu kommen.
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Beispiele

Bei Lenins Rede vor Einheiten der Roten Armee auf dem Swerdlow Platz in Moskau am 5. Mai 1920 sind auch die späteren politischen Gegner Stalins, Trotzki und Kamenew, anwesend. Sie stehen auf den Stufen des Redner:innenpodests. Später unter Stalin erscheinen nur noch gefälschte Versionen des Bildes. Trotzki und Kamenew wurden auf dem zweiten Bild herausretuschiert.
Dieses Bild besteht aus zwei Fotografien, die fast identisch sind. Auf der ersten Fotografie steht der russiche Revolutionär Lenin (Wladimir Iljitsch Oulianov) am Redner:innenpult auf einem grossen Platz. Er hält eine Rede vor einer Menschenmenge, die ihm zuhört. Neben ihm stehen am Rande des Redner:innenpults zwei weitere Revolutionäre, Leo Trotzki und Lew Kamenev. Auf der zweiten Fotografie sind Trotzki und Kamenev nicht mehr sichtbar.
Lenin am Rednerpult im Jahr 1920. Bild: Grigori Petrowitsch Goldstein © Staatliches Historisches Museum Moskau